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Echtes Umdenken oder doch nur Greenwashing?


Dunja | 20.01.21

Social Media und allen voran Instagram – mehr Schein als Sein. Was können wir glauben von dem, was wir sehen? Nicht nur die scheinbar perfekte Welt von Influencer*innen ist zu hinterfragen, sondern auch das mediale Auftreten von Unternehmen. Diese stecken nämlich oftmals eine Menge Geld in Marketingkampagnen, um ein perfektes Image zu präsentieren.

Seit einiger Zeit werben besonders Modelabels gerne mit Nachhaltigkeit, da hierzu die Nachfrage und Forderungen angestiegen sind. Wirbt ein Unternehmen mit Nachhaltigkeit, verhält sich aber nur in wenigen Aspekten wirklich nachhaltig, nennt man dies „Greenwashing“. Hier sei vor allem eines angesagt: Eigene Recherche. Meistens kann man schon mit einer genaueren Betrachtung der Website fehlende Transparenz und nicht nachhaltige Aspekte entdecken. Zum Beispiel wurde im letzten Jahr das Label nuin fashion von Stefanie Giesinger für seine angebliche Nachhaltigkeit stark kritisiert und anhand einiger Fakten wurde Greenwashing aufgedeckt. Über Details haben unter anderem Madeleine Darya Alizadeh (alias @dariadaria auf Instagram) und @peppermynta_mag geschrieben und aufgeklärt. 
Doch wie sieht dann die Wirklichkeit aus, wenn nicht nachhaltig? Während ich das Privileg habe, in meinem Bett zu liegen und mich durch meinen Instagramfeed zu swipen, haben in Bangladesh, Indien und China viele Menschen eine ganz andere Lebensrealität: Sie schuften in Fabriken in welchen Überstunden, schlechte Belüftung, Kinderarbeit, Missbrauch und die Verletzung von Menschenrechten die Norm sind. Von diesen Umständen haben die meisten schon einmal gehört und zum Beispiel in der Schule über die sogenannten „Sweat Shops“ gesprochen. Leider fühlen sich viele Menschen immer noch nicht verantwortlich für das, was dort passiert und konsumieren weiterhin, ohne nachzudenken. 

Es ist wie eine andere Realität, die wir nicht wahrnehmen, nur weil sie nicht vor unserer Haustür stattfindet. Erst große Katastrophen, wie der Zusammensturz der Rana Plaza Fabrik in Bangladesh am 24.4.2013, bei welchem über 1100 Menschen ihr Leben verloren, müssen passieren, damit wir uns kurzzeitig mit den sklavenähnlichen Verhältnissen beschäftigen, welche in der Fast-Fashion-Industrie herrschen.

Aber was sind faire Alternativen zu Sweat Shops und Ausbeutung in der Modeindustrie? Für mich persönlich muss Fairness auf zwei Ebenen herrschen: 
Zuerst muss die Struktur der Modeindustrie eine faire sein. So allen voran eine faire Behandlung und Bezahlung der Menschen entlang der gesamten Lieferketten, von Baumwollplantagen bis zum Verkauf. Außerdem sind eine nachhaltige Herstellung und eine ständige Weiterentwicklung zu umweltfreundlicheren Textilen und Verfahren unerlässlich. Denn nur durch nachhaltiges Handeln können wir die Erde samt lebensnotwendiger Ressourcen für kommende Generationen erhalten. 

Um diese strukturelle Fairness erreichen zu können, ist vor allem Transparenz bezüglich der Lieferkette nötig, damit Missstände aufgedeckt und beseitigt werden können, hierfür ist ein Gesetz sinnvoll und notwendig.
Die zweite Ebene ist für mich so etwas wie eine soziale Fairness. Das bedeutet, dass faire Mode niemanden ausschließt und an der Inklusion aller arbeitet. Dafür kann an verschiedenen Stellen angesetzt werden. Zum Beispiel ein breitgefächertes Größenangebot oder keine Aufteilung der Mode nach Frauen- und Männermode und barrierefreie Mode sind nur einige der zahlreichen Möglichkeiten.  

Es ist die Verantwortung der Unternehmen, aufzuklären und Transparenz zu schaffen. 

Die Herstellung von Produkten, welche den eben genannten Aspekten von Fairness und Nachhaltigkeit entsprechen, kostet einen entsprechenden Preis. Diesen zahlen im Gegensatz zur Fast Fashion Industrie nicht z.B. die Näher*innen, sondern die Konsumierenden. Dabei ist eigentlich nicht das fair hergestellte Kleidungsstück teuer, sondern das billig Produzierte, viel zu günstig. Dies wird einem bewusst, wenn man sich einmal die transparente Preiszusammensetzung eines fairen Labels, wie z.B. MOOT anschaut. Hier werden die Kosten für Material, Produktion und alles andere auf den Cent genau angegeben, um für Käufer*innen darzustellen, was die Kosten für eine faire und nachhaltige Herstellung sind, wofür was man sein Geld zahlt und was man dafür bekommt. 
Wird also ein Produkt als fair oder nachhaltig bezeichnet und kostet trotzdem deutlich weniger, als es bei anderen Fair Fashion Labels der Fall ist, sollte man noch einmal genauer hinschauen, ob nicht vielleicht Greenwashing im Spiel ist. Eigentlich sollte es für Unternehmen selbstverständlich sein, die Konsumierenden nicht durch großgefasste Begriffe wie „Nachhaltigkeit“ zu täuschen. Es ist die Verantwortung der Unternehmen, aufzuklären und Transparenz zu schaffen. Da viele Modelabels diese Aufgabe nur zum Teil oder noch gar nicht übernehmen, haben wir als potentielle Käufer*innen die Möglichkeit, Transparenz einzufordern. Zum Beispiel indem man den Unternehmen eine E-Mail schreibt und Informationen fordert. Auf der Website der Organisation Fashion Revolution gibt es hierfür sogar eine Vorlage. Das langfristige Ziel durch diese oder andere Aktionen wäre natürlich, dass auch die Fast- Fashion-Marken sich nicht länger der wichtigen Transparenz entziehen, welche eine wichtige Grundlage für eine faire und nachhaltige Struktur bildet. Als Konsument*innen haben wir zumindest ein Stück weit die Macht, Unternehmen zum Umdenken zu bringen.

Quellen für diesen Text

  • Thomas, Dana. Unfair Fashion. Der hohe Preis der billigen Mode. München: riva Verlag, 2020.
  • Braunmüller, Jana/Jäckle, Vreni/Lorenzen, Nina. Fashion Changers. Wie wir mit fairer Mode die Welt verändern können. München: Knesebeck Verlag, 2020. 
- https://fashionchangers.de/modeaktivismus/
- https://www.fashionrevolution.org/about/get-involved/  
- https://moot.eco/produkt/die-jacke-in-l-niklas/ 


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