auslandkulturschocks

Dunja - Rennes

Natürlich habe ich versucht, mich ohne Klischees im Hinterkopf auf Frankreich einzulassen. Vor einer Sache hatte ich trotzdem Angst: Dass Französ*innen negativ reagieren, wenn mensch nicht oder nur wenig Französisch versteht und spricht. Da bin ich in einem früheren Urlaub schon einmal auf großes Unverständnis gestoßen. 

Doch: Ich empfinde dieses Klischee als widerlegt. Wenn ich Menschen wie z.B. Verkäufer*innen in Läden oder auf dem Markt mit einem “Bonjour” begrüße und gebrochen erkläre was ich suche, sind alle stets freundlich und versuchen – sofern es ihnen möglich ist – auf Englisch weiter zu helfen, oder eine einfachere Erklärung auf Französisch zu finden. Manchmal werde ich dann gefragt, woher ich komme und was ich in Rennes mache. Mittlerweile fühle ich mich nicht mehr unwohl, wenn ich nochmal nachfragen muss, weil ich etwas nicht beim ersten Anlauf verstehe. 

Wie schon vorhin kurz angemerkt, genieße ich hier sehr die guten und günstigen Croissants. Doch noch eine Sache ist hier in Rennes günstig zu finden – und das ganz zu meiner Freude und der von vielen anderen Studis: Secondhand- und Vintageklamotten. Die Preise von Pick&Weight in Deutschland gewöhnt, habe ich mir hier beim ersten Betreten des Kilostores keine Hoffnungen gemacht. Natürlich hab ich trotzdem geschaut, tolles Zeug gefunden und in die Waage gelegt. Mir sind fast die Augen aus dem Kopf gefallen, aber es ist wahr: Ich kann die top erhaltene Vintagetaschen, Blazer und Pullover für ca 10 Euro oder weniger bekommen. Es gibt noch einige weitere günstige Secondhand-Läden und mehrmals die Woche einen Bücherflohmarkt im Stadtzentrum, wo es zwar fast nur französische Bücher gibt, aber zu guten Preisen. 

Doch es gab auch böse Überraschungen, und wow, ich hätte nicht gedacht, dass es einmal so weit kommt, aber ich vermisse die Münchner Bier- und Cocktailpreise. Es ist echt frustrierend, mindestens sechs Euro für ein französisches Bier im Plastikmehrwegbecher oder eine Flasche Corona zu bezahlen. Cocktails liegen oft zwischen 10 und 15 Euro in einer Bar. Diese, genauso wie die viel zu teuren Longdrinks im Club kommen oft in sehr kleinen Gläsern. Der Wein allerdings ist nicht teurer als in Deutschland und die haben hier Ahnung davon. Also werde ich mich wohl daran halten. 

Stella - Edmonton

Alle Kanadier*innen spielen Eishockey, trinken Ahornsirup und sind immer freundlich und entschuldigen sich für alles? Naja, nicht ganz. Ehrlich gesagt wusste ich nicht so recht, was mich erwartet. Ich habe versucht, möglichst unvoreingenommen nach Edmonton zu kommen. Zumindest hier kann ich aber bestätigen, dass Eishockey (hier übrigens nur Hockey genannt, das was bei uns als Hockey bezeichnet wird, ist in Kanada ‘field hockey’) einen hohen Stellenwert hat. Die Uni hat regelmäßig Spiele, die sogar im Fernsehen übertragen werden und wenn die Edmonton Oilers spielen, sieht man sehr viele Menschen in Trikots zum Stadion oder in Bars mit Live-Übertragung laufen. Ich würde sagen, es hat einen ähnlichen Stellenwert wie Fußball bei uns (wobei ich Hockey deutlich spannender finde als Fußball und mich auch schon ein bisschen vom Hype habe anstecken lassen). Ahornsirup gibt es hier relativ viel, aber natürlich ist es nicht das Grundnahrungsmittel. Größer sind die Flaschen aber trotzdem und leckerer als in Deutschland ist er auch, ich kippe mir das Zeug mit Leidenschaft täglich über meine Haferflocken. Kanadische Höflichkeit ist aber tatsächlich ein Ding. Am Anfang war ich völlig irritiert, wenn mich wildfremde Menschen auf der Straße angesprochen haben, nur um mir ein Kompliment über meine Stiefel zu machen oder auch wenn die Kassierer*innen im Supermarkt beim Bezahlen ehrlichen Smalltalk à la “what are your plans for the weekend” führen. Mittlerweile habe ich mich aber dran gewöhnt und finde es sogar ziemlich schön; auch dass man beim Aussteigen aus dem Bus laut “Thank you” in Richtung Busfahrer*in ruft finde ich super, das könnte man bei uns ruhig auch etablieren. Es stiftet irgendwie ein positives Miteinander, egal ob man sich kennt oder nicht.

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