auslandwohnen

Stella - Edmonton

Ich wohne im Studierendenwohnheim, mein Zimmer ist aber recht geräumig und ich habe sogar mein eigenes Bad und einen Kühlschrank im Zimmer. Gerade das private Bad ist für mich als Endopatientin mit Reizblase und -darm mega. Die Küche teile ich mir mit gut 15 Leuten auf meinem Flur, nur leider sind ein paar Herdplatten kaputt, deshalb muss man teilweise ewig warten, bis man kochen kann. Das einzige, was nervt, ist, dass anfangs keinerlei Ausstattung vorhanden ist. Ich musste Küchenutensilien und Zimmerausstattung besorgen, zum Glück hatte mir mein Austauschvorgänger Bettzeug dagelassen, sonst hätte ich erst mal ohne Kissen und Decke schlafen müssen. Jetzt bin ich aber ausgerüstet und werde versuchen, meine Ausstattung auch der nächsten Austauschperson von der LMU zu hinterlassen, die UofA schmeißt das sonst nämlich einfach weg, was ziemliche Geld- und Ressourcenverschwendung ist. Mein Essen bunkere ich lieber in meinem Zimmer anstatt in den Gemeinschaftskühlschränken, weil Vorratsklau durchaus vorkommt (das ist aber glaube ich in allen Gemeinschaftssituationen so, jede*r der schon einmal in einer WG gewohnt hat, kennt das vermutlich). Die Gemeinschaft unter den Studierenden ist absoluter Wahnsinn, wir haben hier noch die besondere Situation des International House, hier kommen also Studis aus über 30 Ländern zusammen und dieser interkulturelle Austausch ist wahnsinnig bereichernd. Es gibt viele gemeinsame Events, wir gehen oft zusammen etwas trinken, feiern oder Hockeyspiele anschauen und auch Wochenendtrips in Nationalparks lassen sich hier super organisieren. Durch dieses Gemeinschaftsgefühl habe ich schnell Freund*innen gefunden und jetzt viele neue Reise- und Besuchsziele, z.B. nach Seoul, Mumbai, Barcelona, Stockholm, Oslo, Amsterdam, Brüssel oder Paris. Ich durfte dadurch auch schon einige neue Kulturen kennenlernen, so wurde ich vor ein paar Wochen auf eine traditionelle indische Feier eingeladen und von einer Freundin aus dem Wohnheim sogar kurzerhand passend eingekleidet (nachdem sie mir 5 Mal versichert hat, dass ich mir keine Sorgen bzgl. kultureller Aneignung machen muss, weil ich erst ein bisschen scheu war, traditionelle indische Kleidung anzuziehen). Das Wohnen hier ist also eine super Erfahrung. Ich habe meine Privatsphäre, aber wenn ich Gesellschaft möchte, ist sofort jemand da, mit dem ich Zeit verbringen kann.

Dunja - Rennes

Ich lebe in Rennes in einem Studierendenwohnheim, was ich in Deutschland nicht tue. Mein Zimmer hat nur 9 Quadratmeter und nach einem ersten Schock, wie wenig das ist, habe ich es mir mit Pflanzen, Lichterkette und anderen Sachen gemütlich gemacht. Es gibt strenge Empfehlungen, wie oft ich was putzen soll und es gab eine Zimmerabnahme, bei der zwei Reinigungsfachkräfte alles kontrolliert und in jeden Schrank geschaut haben, was mir etwas unangenehm war. Jedes Zimmer hat einen eigenen Kühlschrank, aber die Küche teile ich mit über 30 anderen Studierenden. Es gibt nichts außer Tischen, Stühlen, Herdplatten und zwei Mikrowellen. Zum Beginn des Semesters kommen zur Zimmerabnahme Menschen in Form von lebendigen Putzteufeln und erklären dir, wir oft im Monat du deinen Duschvorhang waschen musst. (Kostet ja nichts, darum muss man das machen) Ein bisschen schwierig ist es auch, Päckchen zu empfangen, weil die Wohnheimgebäude nur mit Transpondern zugänglich und die Briefkästen klein sind. Meistens kann mensch Pick-Up Stationen auswählen und das Paket dann dort abholen. Doch am Ende kommt es schon irgendwie an, und ich sitze in meinem mittlerweile gemütlichen Zimmer, esse Suppe mit Backerbsen, die meine Oma mir in einem Versorgungspaket geschickt hat und bin echt zufrieden mit meinem kleinen Reich.

Meine Uni hier, Rennes 2, ist eine Campusuniversität, was heißt, dass immer viel los ist. Grundsätzlich ist es einem deutschen Campus sehr ähnlich. Spannend sind die Unterschiede, die nicht gleich zu sehen sind. Es gibt viele verschiedene Studierendenverbände, welche sich von ihrem eigenen Fach bis hin zur Organisation von Tamagochispielabenden sehr unterscheiden. Eine besondere Assoziation ist die, in welcher Freiwillige ehrenamtlich eine epicerie gratuit organisieren. Drei Mal die Woche können sich Studierende dort kostenlos Lebensmittel holen. Einfach anstellen und an verschiedenen Stationen darfst du dir dann ein oder mehrere Produkte aussuchen, die bald ablaufen und von regionalen Händlern zur Verfügung gestellt werden. Doch nicht nur die Studierenden, sondern auch die Uni selbst engagiert sich für ihre Studis: Es gibt sehr viele Beratungsstellen, um International students wird sich von allen Seiten gekümmert und auf den Toiletten gibt es kostenlose Periodenprodukte. 

Anders – interessant, würde ich sagen – sind die Unikantinen. Die werden auch hier von einer Art Studierendenwerk betrieben. Es gibt Cafeterias, wo Kleinigkeiten wie belegte Sandwiches oder kleine Bowls und Gebäck verkauft werden. Direkt auf meinem Campus gibt es noch zwei größere Kantinen, wo es jeden Mittag unterschiedliche warme Hauptgerichte, Vorspeisen und Desserts (wahlweise auch immer Obst) gibt. Eine Option aus jeder dieser Kategorien ausgewählt komme ich auf ein Menü für 3,10 Euro, was zumindest mich sehr lange satt hält. Es gibt immer vegetarische Optionen, vegan ist es schwieriger, aber es ist nie ein Problem, eine Beilage wegzulassen und mehr von etwas anderem zu bekommen. Bis hierhin finde ich die Mensa in Rennes besser als die in München, doch jetzt kommt der Haken: Sie sind einfach zu klein, um vielen Studierenden gleichzeitig Platz zu bieten. Ich muss 30-45 Minuten anstehen, um ein Mittagessen zu bekommen. Deswegen gehe ich hier im Endeffekt doch sehr selten in die Kantine.

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