Ein großes Problem unserer Gesellschaft ist, dass Schönheit Wert bedeutet, sie ist quasi damit gleichzusetzen. Vor allem der Wert von Frauen (bzw. weiblich gelesenen Personen) wird daran bemessen, wie attraktiv, jung, schlank etc. sie sind. Wir sind nicht in der Lage dazu, auf einen Menschen zuzugehen, ohne bereits sämtliche körperliche Eigenschaften gecheckt und bewertet, vielleicht auch mit uns selbst verglichen zu haben. Sicherlich ist das ein Stück weit normal, man sieht Leuten meistens einfach nicht an, dass sie toll kochen können oder weltklasse Freund_innen sind. Aber wieso kann der Kopf das Äußere nicht unkommentiert lassen? Oder noch mehr,
wieso können sich manche nicht davon abhalten, diese persönliche Meinung in irgendeine Kommentarspalte zu klatschen?
Ein weiteres Problem mit Body Positivity ist, dass sich die Bewegung von allen möglichen, auch von “normschönen” Menschen angeeignet wird. Hiermit meine ich zum Beispiel, dass in den letzten Monaten vermehrt schlanke, weiße, abledbodied
Cis-Frauen zwei Fotos im Vergleich gepostet haben,
#samebodydifferentpose:
Auf dem einen in einer “vorteilhaften” Pose, auf dem anderen strecken sie zum Beispiel den Bauch heraus, sodass der Körper ganz anders wirkt. Klar ist die Intention eine gute, es ist ja auch interessant zu sehen, dass selbst die schönen Influencer_innen nur mit Wasser kochen und mit gutem Licht, schmeichelhaften Posen und vielleicht sogar PhotoShop arbeiten, um die vermeintliche Perfektion hinzubekommen. Trotzdem sieht man aber auf den “unvorteilhaften” Fotos immer noch dieselben, in unserer Beauty-fokussierten Welt privilegierten Frauen. Und bei
#bodypositive
geht es eigentlich darum, Körper sichtbar zu machen, die in den Medien, in der Werbung usw. kaum einen Platz haben und allgemein eher nicht als “schön” gelten.
Jeder Mensch hat das Recht darauf, sich wunderschön und in seinem Körper wohl zu fühlen. Ich würde mir sehr wünschen, dass man sich von den eigenen Zwängen befreien und das ungehemmt tun könnte. Und dass es nicht notwendig wäre, allen aus Prinzip die ganze Zeit zu sagen, wie schön sie sind, einfach weil Body Positivity. Das kann auch toxisch werden.
Genauso haben alle auch das Recht darauf
- und das ist vielleicht realistischer, auch wenn es perfide klingt - sich hässlich zu fühlen. Alle dürfen sich unperfekt vorkommen, das Gefühl haben, zu dünn oder dick zu sein, zu viel oder wenig hiervon oder davon zu haben. Kurz, nur weil ich objektiv normschön bin, muss ich meinen Körper nicht automatisch lieben. Aber es wäre wünschenswert, sich trotzdem ungefähr da einzuordnen wo man steht und nicht die Aufmerksamkeit zu beanspruchen, die andere dringender brauchen.
Quelle: https://www.verywellmind.com/what-is-body-positivity-4773402#:~:text=%20Depending%20on%20who%20you%20ask%2C%20body%20positivity,Accepting%20your%20body’s%20shape%20and%20size%20More%20