GaestebuuhDrogenkonsum

Einige Worte

zu meinem Drogenkonsum

Ivelius Lucidus | 28.04.2021


TW: Drogen, Drogenkonsum, Sucht


Drogen. Schlechte Konnotation. Man denkt an die armen Seelen die an der S-Bahn Crack rauchen oder mit einer Nadel im Arm zusammenklappen. Die, die man kennt, weil sie immer behaupten sie wollen sich was zu Essen kaufen und du gibst ihnen einen Euro und weißt genau was sie eigentlich wollen. Ganz klar - Heroin und Crack sind fatal, aber sollte man deshalb pauschal alle Drogen in einen Korb werfen? Ich weiß es nicht und ich möchte auch keine Antwort darauf geben. Ich möchte aber einige meiner Gedanken dazu teilen.

Die Gefahr der Droge liegt laut einer Studie von David Nutt von 2007 in ihrem Schadens-

potenzial. Und dieses Schadens-potenzial ergibt sich aus drei Faktoren.

Mit Drogen meinen wir in deutscher Alltagssprache wohl alle rauscherzeugenden illegalen Substanzen – Illegal – ausgenommen sind also Tabak, Alkohol und Koffein. Warum gerade Tabak und Alkohol gesellschaftlich akzeptiert, nein sogar gefördert, teilweise erwartet werden, weiß der Teufel.

Die Gefahr der Droge liegt laut einer Studie von David Nutt von 2007 in ihrem Schadenspotenzial. Und dieses Schadenspotenzial ergibt sich aus drei Faktoren:

1.      Dem Schaden der Droge auf den Körper des Konsumenten

2.      Dem potenziellen Ausmaß der Abhängigkeit oder Sucht nach der Droge

3.      Dem sozialen Schaden, das heißt den möglichen Auswirkungen auf Familie,    Gemeinschaft und Gesellschaft


Es sei am Rande erwähnt, dass in der besagten Studie Alkohol Platz 1 der schädlichsten Drogen einnimmt, und Tabak Platz 6.


Auf der anderen Seite steht dem Schadenspotenzial die Rauschwirkung der Droge gegenüber. Manche Drogen - die Stimulanzien – erzeugen Energieschübe (man kennt das vom Kaffee). Andere machen müde und lassen einen phantastische Glücksträume erleben (das passiert wohl den Junkies mit der Nadel im Arm). Wieder andere erzeugen Halluzinationen die wie schreckliche Albträume oder auch spirituelle Erfahrungen wahrgenommen werden. Und auch die „herzöffnenden“ Drogen wie MDMA, die den Berauschten einfach alles und jeden lieben lassen, seien erwähnt.


Man muss schließlich abwägen. Schaden gegen Rausch. Der Schaden ist der Preis, der Rausch ist die Ware. Und so wägen eigentlich alle Menschen fast täglich ab, bewusst oder unbewusst. Beim abendlichen Bier wägen wir Kater gegen Betrunkenheit ab. Beim morgendlichen Kaffee die Wachheit und Konzentration gegen die Stresswirkung auf den Körper.

Und ich wäge immer mal wieder die Chancen und Risiken eines Trips ab. Wenn ich LSD konsumiere, ist der Einsatz schwer einzuschätzen, denn der Rausch ist jedes Mal etwas ganz Anderes. LSD hat bis heute keine bekannten schädlichen Wirkungen auf den Körper und kein Abhängigkeitspotenzial. Man kennt allerdings die Geschichten über die „Hängen-Gebliebenen“ die auf einem schlechten Trip ihren Verstand zurückgelassen haben. Das ist das Hauptrisiko. Und was ist die Ware? Was macht den psychedelischen Rausch aus? Es ist die Erfahrung der so genannten „ozeanischen Selbstentgrenzung“ - ein Zustand von Einssein mit der Welt und dem Universum. Er wird auch als „Egodeath“ beschrieben.


Eine LSD-Reise ist aber keineswegs bloßer Spaß. Bei mir jedenfalls nie. Es beginnt meist mit einer gefühlten Ausdehnung der Zeit. Minuten vergehen wie Ewigkeiten. Und das für die nächsten 12 Stunden. Dann folgt oft eine Phase der Verwirrung. Oft kommen Bilder aus der Vergangenheit hoch, die mich lange in meinen Träumen begleitet haben. Oder ich begegne meinen sozialen Ängsten. Und ja, die Angst erlebe ich immer. Loslassen ist dann die Devise. Loslassen. Und dann. Wenn ich dass Gefühl habe mich aufzulösen, zu sterben, dann nimmt die Erfahrung plötzlich eine Wendung.

Alle Farben beginnen zu leuchten. Bunte Bilder bilden sich vor meinen geschlossenen Augen, die ich wie Visionen von der Schönheit der Welt erlebe. Ich erlebe mich als eins mit dem Raum – eins mit dem Universum. Und alles was ich in diesem Zustand sehe, höre, rieche, schmecke oder fühle ist unfassbar intensiv, unbeschreiblich interessant und magisch.


Ganz wichtig ist hier zu erwähnen, dass das nur meine individuelle Erfahrung mit LSD ist. Und das ist wichtig, um zu verstehen, warum ich diese Droge konsumiere. Was mir davon bleibt, ist ein Gefühl von Offenheit der Welt gegenüber. Es ist für mich eine Erinnerung daran, dass ich keine Angst vor dem Leben haben muss, weil ich ein Teil vom Leben bin. Und daran, dass die ganze Welt ein riesengroßes Wunder ist. Und danach ist die Aufgabe für mich, die Erfahrung so gut es nur geht zu integrieren. Ich versuche jeden Tag das Wunder in jeder Kleinigkeit zu sehen, so gut es nur geht.

Schließlich macht ja das Maß das Gift – wie Paracelsus schon sagte.

Festhalten kann man also, dass jede Droge ihre individuellen Risiken und ihre individuelle Rauscherfahrung hat. Bei manchen, wie dem Kaffee, braucht man nicht lange zu überlegen. Schließlich macht ja das Maß das Gift – wie Paracelsus schon sagte. Und so braucht auch niemand zweimal nachzudenken, der einen Teller Curry mit Muskatnuss darin isst. Aber genau das ist der Punkt, den ich machen will. Mit jeder Droge sollte man so bewusst wie möglich umgehen. Manche sollte man ganz meiden, die meisten können definitiv nur in einem ganz bestimmten Rahmen eingenommen werden ohne Katastrophen mit sich zu bringen.


Vielleicht sind alle Stoffe, die auf die Wahrnehmung des Menschen wirken, alle psychoaktiven Substanzen schlecht und sollten vermieden werden. Viele Kulturen und religiöse Gemeinden haben diese Entscheidung für sich getroffen. Andere wie die indigenen Völker des Amazonas leben ein Leben in enger Gemeinschaft mit bestimmten Rauschpflanzen. Und mein persönliches Fazit ist: Mit jeder Substanz vom Kaffee bis zum Morphium sollte bewusst umgegangen werden.

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