Jeden Tag liefern wir unserem sogenannten zweiten Gehirn, dem Magen, ein Dauerhoch. Doch eigentlich leidet unser Organismus unter der Dauerhaftigkeit und dem Zufluss „von allem, was das Herz begehrt“. In Deutschland beträgt der Konsum von Süßwaren 26,6 Kilogramm pro Kopf, was ca. 330 Tafeln Schokolade entspricht (1). Wer davon profitiert, stellt sich hier natürlich die Frage. Wohl eher Unternehmen als der Mensch. Im Jahr 2019 setzte die deutsche Süßwarenindustrie im In- und Ausland rund 13,25 Milliarden Euro um.
Die Debatte um die steigende Fettleibigkeit (Adipositas) und die erhöhte Erkrankung von Typ-2 Diabetes stellen das Hauptrisiko für die Entwicklung von Demenz dar. Ist der Stoffwechsel durch ein „Zuviel“ belastet, kann das die Hirnalterung beschleunigen (2). Aus diesem Grund rücken verschiedene Formen von Nahrungsentzug immer mehr in den Fokus der Forschung.
Die Wirkung des Heilfastens
Fasten bringt den Körper in eine Art Alarmzustand,
auf den eine Vielzahl von heilsamen biochemischen Reaktionen folgen. Der Körper zehrt beim Nahrungsentzug aus Energiereserven verschiedener Organe und Gewebe. Es werden dabei spezielle Reinigungsmechanismen der Zellen angeregt (Autophagie), die die eigene Körperreinigung aktivieren und entzündliche Vorgänge im Körper dämpfen sollen (3).
Der Arzt Michalsen von der Abteilung Naturheilkunde des Immanuel Krankenhauses in Berlin beschreibt, dass evolutionsbiologisch und genetisch der menschliche Körper eher mit Mangel fertig wird als mit Überfütterung. Unsere Körper sind historisch gesehen, aufgrund von wechselnden Ernteerträgen, eher auf einen regelmäßigen Nahrungsentzug eingestellt als auf Überkonsum (4). Außerdem kann eine gesunde Darmflora bei Beschwerden wie Übergewicht, depressive Verstimmungen, Verdauungsproblemen oder auch Mangelerscheinungen helfen, sodass eine regelmäßige „Darmsanierung“ durch Heilfasten hilfreich für verschiedene physische und psychische Beschwerden ist (5).
Schritt für Schritt
Anschließend war ich überzeugt, ich werde 7 Tage Heilfasten. Kleiner Teaser: es wurden letztlich qualvolle 6 Tage. Ich entschied mich für das Heilfasten nach dem Arzt Dr. Otto Buchinger, der als Begründer des Heilfastens gilt. Nach seinen Vorgehensweise bereitet man den Körper mit ein bis drei Entlastungstagen auf die Fastenkur vor. Anschließend starten die Fastentage mit einer Darmentleerung. Nach fünf bis sieben Tagen setzt der Entgiftungsprozess ein. In dieser Zeit ist die Einnahme von Tee, Wasser, selbst gekochter Gemüsebrühe und Obst- und Gemüsesäfte erlaubt. Bei Schwindel oder Schwächegefühle kann Honig helfen. Wesentlich ist auch in Bewegung zu bleiben, um den Muskelabbau zu vermeiden. Nach dem Fastenbrechen folgen Aufbautage, bei denen der Körper langsam wieder an feste Nahrung gewöhnt wird.
Entlastungstage
Mit 168cm Größe und einem Gewicht von 67 kg (Schwankend) habe ich mich und meinen Körper sehr robust eingeschätzt und habe top motiviert die 2-3 Tage Entlastungstage begonnen.
Optimaler Weise soll der Körper mit Schonkost
auf das eigentliche Fasten vorbereitet werden, denn das liefert dem Darm eine gute Erholung, entlastet den Organismus und hilft dabei sich für den Nahrungsentzug einzustimmen. Im Prinzip verzichtete ich auf jeglichen Kaffee, Süßigkeiten oder fettreiche Ernährung in dieser Zeit und aß einen Tag nur Haferschleim, einen Tag nur Obst und einen Tag Reis mit gegartem Gemüse – alles dabei ungewürzt. Das klingt nicht nur fad, es schmeckt auch so und nimmt einem schon zu Beginn die Lust am Essen.
Fastenvorbereitung
Der erste Fastentag beginnt mit einer gründlichen Darmentleerung. Es ist wichtig dem Darm beim Stuhlgang zu helfen, da weniger Nahrung auch zu weniger Klo Gängen führen wird. Außerdem ist die gründliche Entleerung wichtig, da der Darm seine Energie aus den Fettreserven ziehen soll und nicht aus ekligen Überresten (meines) täglichen Schokoladenkonsums.
Hierfür verwendete ich Glaubersalz. Bei Glaubersalz, ein Natriumsulfat, handelt es sich um ein Abführmittel, dessen Wirkung in acht bis 10 Stunden eintritt. Also ist es wesentlich an diesem Tag immer ein Klo in erreichbarer Nähe zu haben. Im Nachhinein empfehle ich aber jedem an dieser Stelle, einen ordentlichen Einlauf in der Apotheke zu kaufen und diese alle zwei Tage zu wiederholen.
Fastentage
Nun ging es los
und ich startete top motiviert in meinen ersten Fastentag. Meine Schwester sprang auch mit an Bord und so begann für uns gemeinsam die Reise. Das Hungergefühl ging tatsächlich bereits an Tag 2 weg, sodass uns der Wille weiter antrieb. Während meine Schwester mit keinerlei Problem zu kämpfen hatte, trat bei mir die sogenannte Fastenkrise an Tag 3 ein. Zu meinen Symptomen zählten Kopfschmerzen und sehr starke Kreislaufprobleme, die mir jedes Mal nach dem Aufstehen den Blick in die Sterne ermöglichten. Ich wusste, dass Bewegung helfen sollte, jedoch fiel mir wirklich jeder einzelne Schritt schwer.
Die Ursachen hierfür kann der bereits eintretende Entgiftungsprozess sein. Alle Gifte in meinem Körper wurden mobilisiert und auf ihrem Weg nach draußen können diese unangenehme Beschwerden hervorrufen (6).
Wie ich schon angeschnitten habe, ist es sehr empfehlenswert einen Einlauf zu machen. An Tag 4 hatte ich nach diesem meinen lang ersehnten kleinen „Energy Boost“. Trotzdem muss ich zugeben, dass meine Instabilität meine Motivation an Tag 4 und letztlich auch Tag 5 auf ein Rekordtief sinken ließ.
Da die versprochene Entgiftung erst an am 5. Tag einsetzt, habe ich mir vorgenommen durchzuhalten. Letztlich waren die Symptome der Fastenkrise zu bedrückend und so heißt es für mich an Tag 6: Abbruch.