Ich kenne auch Leute,
für die diese Tradition heilig ist.
Das verstehe ich, bin selbst hier geboren und kenne auch die schönen Seiten von Volksfesten. Außerdem trinke ich selbst gerne Alkohol.
Und hier liegt aber der Knackpunkt:
Das Problem sind nicht die vielen Menschen oder das Feiern per se, sondern dass es nur darum zu gehen scheint, die Anderen unter den Tisch und sich selbst ins Koma zu saufen.
Das Phänomen des Alkohols als „Lieblingsgift der Deutschen“
und Bier als
„deutsches Kulturgut“
wird auch regelmäßig von der heute-show hochgenommen. Oliver Welke sagt in einer Folge:
„In keinem westlichen Industrieland ist Alkohol so rund um die Uhr verfügbar und so billig wie bei uns“.
Ich weiß, wie das klingt. Wir trinken doch alle gerne mal einen über den Durst, muss man das jetzt ernsthaft schlecht machen? Alkohol bedeutet schließlich
Enthemmung, Spaß, Freiheit!
Was er allerdings anrichtet, wird wenig thematisiert, gerne auch von Politikern ignoriert. Jährlich sterben in Deutschland ca. 74.000 Menschen durch die Folgen von Alkoholkonsum. Es ist lächerlich und zugleich beängstigend, wie normalisiert und sogar erwünscht der Konsum von Alkohol ist. Obwohl er, konkret in Bezug auf das Oktoberfest, oft
Gewaltbereitschaft, Kontrollverlust und auch Übergriffigkeit
bedeutet. Doch gerade in Bayern spielt die Heroisierung des Alkoholtrinkens bereits ab einem sehr jungen Alter eine große Rolle. Die Normalisierung des Exzesses, verankert in den Gedanken des Bieres als Grundnahrungsmittel, gilt mittlerweile als Kulturgut, was auf jeden Fall mehr als fragwürdig zu bewerten ist. Da wirkt die Zahl von
6.592 Menschen, die insgesamt 2019 auf der Wiesn ärztlich behandelt werden mussten (übrigens eine fast doppelt so hohe Zahl wie in den beiden Jahren davor) doch
überraschend niedrig.