Foto: Philip Dresmann
Hallo Anselm, wer bist du?
Wenn du ein Getränk wärst, was wärst du dann?
Ein Glas Whiskey. Ich kann nämlich, gleich einem bekömmlichen und edlen Scotch, mit unterschiedlichen geschmacklichen Nuancen auftreten, genauso kann ich aber auch, wie so ein richtig asozialer Bourbon, einen Abgang hinlegen, nach dem die Bude brennt. Allerdings trinkt man mich ohne Eis, ich hasse Kälte.
Berge oder Meer?
Also mindestens eines davon ist eine Grundvoraussetzung für jeden Ort, den ich meine Heimat nennen möchte. Ich brauche immer irgendetwas, bei dem der Horizont nicht genau das Gleiche ist wie das, was ich direkt vor meiner Nase habe. Als Münchner sind es aber für mich natürlich die Berge.
Was ist dein Lieblingsrausch?
Auch wenn es so viele Räusche gibt, die sich geil anfühlen, kommt für mich tatsächlich nichts an dieses berauschende Gefühl, Musik so laut aufzudrehen, bis sie alles andere übertönt und ich alles ausblenden kann. Auch wenn mein Gehör das wahrscheinlich anders sieht.
Für den Themenmonat “Rausch” habe ich diese Bildergeschichte gestaltet. Sie begleitet einen Koch eine Nacht lang durch den Arbeitsalltag und erzählt
in sieben Bildern chronologisch vom Rausch, der aus dem Arbeitsleben resultiert.
Ganz besonderer Dank gilt hierbei meinen beiden Modellen, Marvin und Nina, sowie der BUUH!, die dieses Projekt möglich gemacht haben.
Ich bin Anselm. Eigentlich komme ich ursprünglich überhaupt nicht aus dem Bereich der bildenden Kunst, geschweige denn der Fotografie. Tatsächlich hätte ich aber ohne meine anderen Interessen niemals zu dieser Kunstform gefunden. Aber von vorne.
Mein eigentliches Metier sind Literatur und Sprache. In meinem Studium der Nordamerikastudien habe ich mich in besagtem Feld sehr schnell auf amerikanische Literatur spezialisiert und habe sukzessiv auch mein Wissen über andere englischsprachige Literaturzweige, vor allem dem Britischen und dem Südafrikanischen vertieft. Durch Literatur habe ich verstanden, was für eine unglaubliche Kraft Worte und vor allem Geschichten haben können.
Und genau hier begann mein Weg in die Fotografie. Denn studieren bedeutet vor allem eines, sich wissenschaftlich mit den Werken anderer zu befassen. Mir jedoch fehlte es selbst kreativ tätig zu werden, und jemandem, der studiumsbedingt viel schreibt, vergeht auch irgendwann die Lust am kreativen Schreiben und in dieser Form Geschichten zu erzählen. Jedenfalls ging es mir so, ich brauchte eine andere Kunstform für mein Schaffen.
Wenn man es genau nimmt, hatte ich eigentlich schon immer einen anderen Ausgleich zu abstrakten Aufgaben und Gedankengängen. Ich bin seit jeher stark für Technik zu begeistern. Auf der Suche nach einer Kamera für Reisefotos hatte ich mich dann so tief eingewühlt in die Materie der Fotografieausrüstung, dass ich gar nicht anders konnte als eine Kamera zu kaufen, die meinen Bedarf komplett übertraf und mich viel mehr kostete, als für meinen intendierten Gebrauch vernünftig gewesen wäre. Und meine ersten Fotos zeugten von allem anderen als von fotografischem Talent, geschweige denn von Geschichten. Trotzdem merkte ich, dass die Fotografie eben jenen kreativen Raum bietet, den ich suchte.
Im wahrsten Sinne des Wortes “Klick” gemacht hat es in diesem Bezug während meiner Zeit in England. Ein neues Umfeld lässt einen viel mehr auf alltägliche Dinge eingehen, da sie einem eben trotzdem fremd sind. Und ebenso trug tatsächlich die britische Handhabung der Gesetze rund um Fotografie und Bildrecht ihren Teil bei: Ähnlich wie in vielen anderen Ländern, aber anders als hier in Deutschland, ist es dort nämlich durchaus erlaubt, im öffentlichen Raum Bilder von Personen ohne deren ausdrückliches Einverständnis zu machen, solange man sich an Regeln hält, die einem der gesunde Menschenverstand vorschreibt. Ab diesem Zeitpunkt fotografierte ich wesentlich mehr und begann mich mit Anderen, die sich ebenfalls für Fotografie interessierten, auszutauschen.
Mittlerweile bin ich Teil des Berlin- und Münchenbasierten Kunstschaffendenkollektivs “Bildgewalt”
und arbeite immer wieder an unterschiedlichen Fotoprojekten. Gearbeitet habe ich mittlerweile als Setfotograf bei kleinen Filmproduktionen, teils betreibe ich Produktfotografie und erstelle Portraits. Mein Hauptaugenmerk liegt aber dennoch auf Storytelling und dem Einfangen von Ästhetik und Stimmungen. Und tatsächlich arbeite ich immer noch mit genau der Kamera, die ich mir zu Beginn meines Weges in die Fotografie gekauft habe.
Hier findet ihr mehr zu mir und meiner Arbeit: