Wenn ich ein Lied für immer hören könnte… wäre es wahrscheinlich "Sweater Weather" von The Neighbourhood, weil ich diesen Song schon seit ich vierzehn bin, liebe und mich noch immer nicht satt gehört habe.
Ein Life-Hack, auf den ich nie wieder verzichten möchte… ist sich in einer Situation, in der man sich etwas nicht traut, zu überlegen, was das Schlimmste wäre, das passieren könnte. Dann überlegt man sich, ob das Schlimmste wirklich so schlimm ist und was man dagegen tun könnte. So steht der Überwindung nicht mehr so viel im Wege.
Wenn ich eine Pflanze wäre… wäre ich ein Vergiss-Mein-Nicht. Das ist meine Lieblingsblume, ich habe sie tätowiert und auch meinen nächsten Song nach ihr benannt. Ich finde, diese Blumen sind zwar klein, aber haben eine tolle blaue Farbe und hinter ihrem Namen steckt einfach so viel mehr als man auf den ersten Blick erkennt.
Filiz-Sofie, was hat dich zur Musik gebracht?
Schon als kleines Mädchen habe ich immer versucht zu verstehen, was die Sänger*innen in ihren Liedern singen und worum es da eigentlich geht. Durch die Emotionen, Akkorde und Melodien lässt sich meist schon in jungen Jahren heraushören, ob der Song von etwas Traurigem oder Schönem handelt. Ich wollte verstehen, wieso ich mich beim Hören bestimmter Lieder so fühlte, wie ich es tat und welche Geschichte dahintersteckt.
Was bedeutet dir das Musikmachen?
Wenn ich heute Songs schreibe, dann dreht sich der Text meist um ein Thema, das mich sehr beschäftigt. Es ist fast schon therapeutisch, sich die Gedanken von der Seele zu schreiben und eine passende Melodie dazu zu finden. Ähnlich wie manche Tagebuch führen, verarbeite ich bestimmte Erlebnisse in Songs. Wenn es eine Situation in meinem Leben gibt, die für mich einfach keinen Sinn ergibt/mich überfordert, kann ich dem Ganzen durch eine Melodie, Texte und eine Akkordfolge einen Sinn verleihen.
Das klingt tatsächlich sehr befreiend. Aber wie kam es, dass du selbst mit dem Songwriting begonnen hast?
Dass mir das Schreiben gefällt, habe ich schon sehr früh entdeckt, denn bereits mit zehn Jahren habe ich meine ersten kleinen Gedichte geschrieben. Mir waren die Reime und Metaphorik hinter meinen Worten schon immer sehr wichtig, weshalb ich nie ein reimloses Gedicht geschrieben habe. Für mich verleihen erst die Reime dem Ganzen etwas Magisches und Künstlerisches.
Deine Songs sind auf Deutsch verfasst. War das schon immer so?
Früher habe ich meine Texte auf Englisch geschrieben, was den Themen ein bisschen mehr Abstand von mir selbst gegeben hat. Auf einer anderen Sprache zu schreiben fühlte sich für mich nicht ganz so persönlich an wie ein Tagebucheintrag. Irgendwann, aus einem sehr traurigen Moment heraus, schrieb ich meinen ersten deutschen Song und mir wurde klar, dass er viel ehrlicher, direkter und deutlicher war als all die Songs, die ich auf Englisch geschrieben hatte.
Was inspiriert dich, wenn du einen Song schreibst?
Generell hilft es beim Songwriting, ein empathischer Mensch zu sein, denn so lässt sich auch aus Erzählungen oder Erfahrungen von Freund*innen und Familie eine Inspiration für neue Musik finden. Besonders bei meinem neuesten Song „Ich wollte nie“ habe ich die Erfahrungen von Freund*innen zu dem Thema zusammengetragen, um zu schauen, wie es anderen in dieser bestimmten Situation ging. Oft sind es auch schwierige Momente in meinem Leben, aus denen ich aber letztlich etwas lernen konnte. Wenn ich irgendjemandem da draußen mit meiner Musik vermitteln kann, dass er oder sie nicht allein ist, dann habe ich mein Ziel als Songwriterin erreicht.
Foto: Phyllis Wiechmann
Zu Filiz-Sofies neuestem Song “Ich wollte nie” schreibt sie:
"Es gibt tausende Songs darüber, dass irgendein Arschloch dir das Herz gebrochen hat, aber was, wenn du selbst das Arschloch bist?
Der Song erzählt die Geschichte mal aus einer anderen Perspektive. Es geht um falsche Hoffnungen, Missverständnisse und verletzte Gefühle. Was, wenn du jemandem das Herz brichst, der eigentlich dein Freund ist, aber der die ganze Zeit mehr von dir wollte? Was, wenn ab dem Moment, in dem du es erfährst, nichts mehr ist, wie es mal war?
Bei dieser Deutschpop-Ballade geht es darum, beide Seiten zu verstehen. Im Nachhinein zu begreifen, was die ganze Zeit schon offensichtlich war, und Worte für das finden, was seitdem in der Luft hängt. Zurückweisung kann zu Scham führen und schlechte Gefühle zu einer Person verleiten auch manchmal zu Hass. Jede Zeile ist zugleich Vorwurf und Entschuldigung. Weil es eben kein Gut und Böse, kein Richtig oder Falsch gibt.
Ich wollte nie die sein, die dein Herz bricht, aber ich habe es trotzdem getan und es tut mir leid."
Filiz-Sofie ist Sängerin und Songwriterin aus Oldenburg und veröffentlicht 2023 mit „Ich wollte nie“ die erste Single ihrer ersten eigenen EP. Seit 2021 erschienen bereits zwei deutschsprachige Pop-Songs inklusive Musikvideos. Nun konnte die 23-Jährige durch die Unterstützung des
Pop Stipendiums ihre langersehnte EP umsetzen. Die EP „Flashbacks“ behandelt in vier Songs die Themen junge Liebe, Orientierungslosigkeit und die Suche nach sich selbst. Auf „Ich wollte nie“ folgen die Songs „Vergiss- Mein-Nicht“,„Glücklicher Allein“ und „Flashback“.