30.05.2021
Das letzte Jahr war hart - für uns alle. In den letzten Wochen haben wir von verschiedenen Seiten beleuchtet, was die Corona-Krise für Kunst und Kultur bedeutet hat und welche Folgen sie auch für die Zukunft mit sich bringt. Der gesellschaftliche Stellenwert wurde immer wieder in Frage gestellt, obwohl Kunst und Kultur doch in unser aller Leben eine größere Rolle spielen, als uns die meiste Zeit bewusst ist. Anstatt jedoch einfach zu hoffen, dass sich von selbst etwas tut, wenn die Existenz vieler Kulturzweige bedroht sind, haben sich viele Kulturschaffende im letzten Jahr zusammengetan, um mehr Aufmerksamkeit für die prekäre Lage in der Theater-, Musik- und Eventbranche zu schaffen. Zum Abschluss unseres Seitenthemas “Ohne KUNSt ists still” haben wir eine kleine Übersicht geschaffen von Vereinen, Verbänden und Initiativen, die sich in verschiedenen Kulturbereichen engagieren und die man u.a. finanziell bei ihrer Arbeit unterstützen kann.
Verband für Musiker*innen in Bayern
Auch wenn es die Corona-Pandemie als Krise wirklich nicht zu loben gilt, so hat sie doch immer wieder Probleme aufgezeigt, die zwar davor schon vorhanden, aber nicht im selben Maße deutlich waren - neben vielen anderen Branchen vor allem für Kulturschaffende.
Der ewige Kampf um die fehlende gesellschaftliche Anerkennung, mangelnde staatliche finanzielle Absicherung sowie die Vorstellung, man würde ja nur freizeitlichem Firlefanz nachgehen und sei somit nicht “systemrelevant” sitzen tief. Das Problem: Die Kunst hat keine Lobby. Also bisher. Der Verband freier Musiker*innen in Bayern setzt sich dafür ein, dass sich das ändert. Mehr dazu hier:
Aufstehen für Kultur
Die Initiative AUFSTEHEN FÜR KULTUR hat mittels mehrerer Kundgebungen im letzten Jahr versucht, für die Kultur aufzustehen, den z.T. in ihrer Existenz massiv bedrohten Künstlern, aber auch den Veranstaltern, Kinobesitzern, Caterern und Bühnentechnikern Gehör zu verschaffen. Trotz einer Vielzahl von offiziellen Studien, die belegten, dass von einem Theater-, Kino- oder Konzertbesuch so gut wie keine Gefahr einer Ansteckung ausgeht, gab es für Veranstalter und Künstler lange keine Öffnungsperspektive. Die Initiative möchte nicht nur auf unsere momentane Lage, sondern auch auf die gesellschaftlichen Konsequenzen hinweisen. Sie schließt sich der Initiative “Kultur ins Grundgesetz” an und fordert so unter anderem eine Verankerung des Schutzes von Kunst und Kultur sowie das Recht an unbeschränkter Teilhabe aller Bürger an kultureller Bildung. Ins Leben gerufen wurde die Initiative von Veronika Stross, einer freischaffenden Bratschistin, die mit ihrer Familie in der Nähe von München lebt.
Kulturlieferdienst
Der Kulturlieferdienst wurde am 08.05.2020 aufgrund der Coron-Pandemie und der dadurch entstandenen kulturellen EInschränkungen gegründet und ist ein Projekt des Isar Lust e.V. Er unterstützt und verwandelt mit der Hilfe von Münchner Künstler*innen, Kulturschaffenden und Tontechniker*innen Autostraßen in „öffentliche Konzertsäle“ vor Senioren-, Pflege- und Flüchtlingseinrichtungen. Unterstützen könnt ihr den Kulturlieferdienst unter
oder
Isarlust e.V.
IBAN DE21 7015 0000 1003 1412 96 | BIC SSKM DE MM XXX
Verwendungszweck | kulturlieferdienst
Der Kulturlieferdienst bittet die Teilnehmer*innen sich immer an die aktuellen gesetzlichen Regelungen zu halten und bittet deshalb um Anmeldung für Termine per Mail unter
benjamin.david@isarlust.org .
Termine und alles weitere findet ihr unter
https://www.isarlust.org/
Netzwerk freie Szene München e.V.
Das Netzwerk freie Szene München wurde 2017 gegründet und versteht sich als Interessenvertretung freier Münchner Darstellender Künstler*innen. Dabei umfasst das Netzwerk Künstler*innen aus den Bereichen der Darstellenden Kunst, Tanz, Theater und Performances, Kinder-, Jugend- und inklusives Theater. Das Hauptanliegen des Netzwerks ist es die Zusammenarbeit zwischen den Kulturschaffenden und deren Vernetzung zu fördern. Aber auch ein eigenes Portal und einen Newsletter, auf dem man sich über Veranstaltungen der freien und deshalb schwerer zu findenden Szene, informieren kann, hat das Netzwerk geschaffen. Der Verein kämpft außerdem für mehr künstlerische Freiräume in der Stadt und für eine Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen der Künstler*innen.
Auf der Seite www.freieszenemuc.de findet ihr den Spielplan der über die aktuellen Produktionen der freien Szene in München informiert. Außerdem können freischaffende darstellende Künstler*innen sich dort über Fördermöglichkeiten und Tipps speziell während der Pandemie informieren.
Ensemble Netzwerk
Als gemeinnütziger Verein hat es sich das ensemble- netzwerk e.V., gegründet 2015 von Schauspielerin Lisa Jopt und Regieassistentin Johanna Lücke, zur Aufgabe gemacht die Bedingungen für Künstler:innen zu verbessern.
Ziel des Vereins ist es, dass alle Mitwirkenden einer Theaterproduktion ein Mitspracherecht bei sozialen und künstlerischen Fragen an öffentlichen Theatern erhalten.
Jährlich veranstaltet das ensemble- netzwerk eine Konferenz (BEV), bei der Theaterschaffende zusammenkommen und sich über Arbeitsverhältnisse und Missstände austauschen können. Abgespalten daraus hat sich die Initiative “Burning Issues”, die sich nochmal gezielt mit Diskriminierung und Gerechtigkeit in der Kulturbranche auseinandersetzt. Der Verein steht im engen Austausch mit der Politik und trifft sich regelmäßig mit Politiker:innen, um die Situation und Stellung von Kulturschaffenden zu diskutieren.
Mittlerweile haben sich viele kleinere Arbeitsgruppen gebildet, die sich auf einzelne Themenbereiche fokussieren wie das junge ensemble- netzwerk oder das BiPOC- netzwerk.
Spenden kann man auf der Website des ensemble- netzwerks und so bedürftige Künstler:innen in Zeiten von Corona bei der Mietenzahlung unterstützen!
https://ensemble-netzwerk.de/enw/spendenkampagne-aktionsbuendnis/
ACT OUT Manifest
Im Februar outeten sich 185 Schauspieler:innen in einer Ausgabe des SZ Magazins als lesbisch, schwul, bi, trans*, queer, inter und non- binär.
Durch das Act Out Manifest gingen sie gemeinsam den Schritt an die Öffentlichkeit, nachdem ihnen häufig von Caster*innen, Agent*innen, Produzent*innen etc. aus der Branche zum Schutz der Karriere geraten wurde ihre sexuelle Orientierung und Identität zu verschweigen.
Sie wollen die Vielfältigkeit unserer Gesellschaft auch in der Branche repräsentiert sehen und setzen sich ein gegen Stereotypisierung, Marginalisierung und jegliche andere Form der Diskriminierung und Unterdrückung.
Schauspieler:innen die Teil des Manifests werden möchten, können dieses auf der Website unterzeichnen.
Alle Körper im Blick
Alle Körper im Blickist eine Initiative, die sich für diverse Besetzung in Film, Fernsehen und auf der Bühne einsetzt. Noch immer werden Schauspieler*innen aufgrund ihres Körperbaus oder anderer äußerer Merkmale diskriminiert, für Rollen nicht besetzt, in Schubladen gesteckt. Alle Körper im Blick kämpft gegen Diskriminierung und Bodyshaming und zeigt z.B. mit Erfahrungsberichten auf ihrer Facebook Seite genau auf, welche Art von Diskriminierung leider noch alltäglich ist.
So wurde zum Beispiel beim Tatort „Schattenleben“ endlich die Inklusionsklausel, die in Hollywood bereits existiert und 50% Diversity in der Besetzung fordert, umgesetzt.
Critical Costume
Critical Costume setzt sich für eine umfassende Betrachtung der Kostümherstellung ein, nicht nur beschränkt auf eine Sparte. Alle zwei Jahre gibt es eine Ausstellung, bei der neue, innovative und auch unkonventionelle Kostümideen vor- und ausgestellt werden. Zur Ausstellung gibt es auch eine Konferenz, bei der der Fokus auf unterschiedliche Thematiken gelegt wird, z.B. 2020 auf das Kleid in der Avantgarde. Der Anspruch an eine interdisziplinäre und vielfältige Kostümherstellung steht im Vordergrund. Es geht darum, den Status des Kostüms in der Kunst und Kultur zu verändern. Es ist bei Critical Costume das Kostüm als eigene Kunstform im Fokus, eben nicht nur das, was Künstler*innen anziehen. Critical Costume ermöglicht Austausch, Vernetzung und Inspiration.
Proquotenbühne
Proquotenbühne ist eine gemeinnützige Organisation, welche aus Regisseur*innen und Theaterschaffenden im allgemeinen besteht. Die Forderung der Gruppe ist deutlich: eine 50%ige Frauenquote in allen künstlerischen Theater-Ressorts. Hierzu haben sie ein kurzes Manifest verfasst, welches über die Website zu finden ist. Neben der geforderten Frauenquote wird die Gleichberechtigung aller Menschen in künstlerischen Bereichen gefordert.
Auf der Website findet ihr Aufrufe zu Aktionen, einen Newsletter und Fakten über die momentanen Ungerechtigkeiten im Theaterbetrieb.