BanksyfürdieMasse

Rage on: “The Mystery of Banksy - A Genius Mind”

BANKSY FÜR DIE MASSE

Wie dreist die Street Art Ikone für Gewinne missbraucht wird

Man kann wohl gut begründet Folgendes sagen: Wer 2021 noch nie den Namen Banksy gehört hat, lebt hinter dem Mond. Der “Street Art”-Künstler aus Bristol, England hat sich längst einen Ehrenplatz in der Hall of Fame der Modernen Kunst erarbeitet. Bereits seit den 90ern zeigt der Guerillasprayer seine Werke in selbst organisierten Ausstellungen oder an Fassaden auf der ganzen Welt. Seine Kunst empört und schockiert gern, sie will dieser verrückten Welt den Spiegel vorhalten, das Motto dabei: Anti-Establishment, Antikapitalistisch, moralisch. So brachte uns Banksy den “Anarchist Guard”, ein Mitglied der Royal Guards, welches das A für Anarchie an eine Hauswand sprüht oder den “Flower Thrower”, einen Demonstranten, der statt eines Molotow-Cocktails einen Blumenstrauß zum Wurf nach hinten schwingt*. Banksy ist politisch und gesellschaftskritisch, seine Werke und wo sie wie auftauchen sind nicht zufällig gewählt, der Ort hat stets eine konkrete Bedeutung und fließt mit ein in das Motiv.

Aber kommen wir mal zum eigentlichen Grund, warum ich diesen Artikel hier schreibe. Zurzeit gibt es Mainz, wo ich lebe und studiere, die Ausstellung “The Mystery of Banksy - A Genius Mind”. Schon vor einiger Zeit wies mich meine Schwester auf besagte Ausstellung hin. Sie besuchte die Ausstellung in Berlin und zeigte Bilder in ihrer Instagram-Story. Relativ schnell war mir klar, dass diese Form von Ausstellung weder mit dem Künstler abgesprochen war, noch, dass es sich bei den Werken, die dort gezeigt werden, um Originale handelt. Zugegeben, das kann man auch schnell auf der Website nachlesen, es steht auch im Untertitel          (An Unauthorized Exhibition). Banksys Werke werden in Auktionshäusern weltweit für Millionenbeträge gehandelt (Tendenz steigend) und einen echten Banksy für Ausstellungen zu gewinnen, gestaltet sich auch so schon als schwer genug. Die Ausstellung zeigt stattdessen Repliken und Nachbauten, die teilweise nicht originalgetreu das Motiv abbilden. Mal abgesehen von dieser Respektlosigkeit gegenüber der Kunst sehe ich das Problem noch viel mehr darin, dass man überhaupt eine Ausstellung und Vervielfältigung von Banksy Werken machen wollte. Jeder Kunstinteressierte weiß um die Haltung Banksys bezüglich des Verkaufs seiner Werke. Er fertigte sogar mal extra ein Werk für eine Versteigerung an, welches den schlichten Titel: “I can ́t believe you morons actually buy this sh*t” bekam.


Banksy will seine Kunst so wie sie geschaffen wurde: Auf der Straße, an einem bewussten Ort, für jeden frei einsehbar. Da steht eine Ausstellung mit einem Eintrittspreis von satten 17,- für Erwachsene (18,- an Wochenenden) schon in offensichtlichem Widerspruch zu dem, was der Künstler will. Neben den teils ungenauen Nachbauten und Replikaten, Stichwort Telefonzelle und sogar das “Girl with a Balloon”, welches bei seiner Auktion im Sotheby ́s geschreddert wurde, wurde nachgebaut...**, kriegt der Besucher im Souvenirshop die Möglichkeit, Banksy ́s Motive auf so ziemlich allem, was bedruckbar ist, zu kaufen. Tassen, Postkarten, Magneten T-Shirts, Pullis, man kann sogar selber vor Ort mit Schablonen draufsprühen. Banksy für die Massen, Geld, Geld, Geld. Ob die Macher dieser Ausstellung auf die Bildrechte geachtet haben? Fragwürdig oder eher: ausgeschlossen. Banksy gibt die Rechte an seinen Bildern nicht freiwillig her, schon gar nicht für so etwas banales wie Geld. Es ist nichts anderes als die Ausschlachtung einer Kunstfigur die eben das zur Hauptthematik ihrer Kunst machte und ironischerweise selbst der Massenkonsumgesellschaft unserer Zeit zum Opfer gefallen ist.

*angebracht in Jerusalem mit Bezug auf den Israel-Palästina Konflikt, ein sehr wichtiger Konflikt für Banksy

**geschreddert und nicht geschreddert


Quellen

Maximilian Rehberg


Max ist 20 Jahre alt und studiert seit 2020 Politik- und Geschichtswissenschaft an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz. Wie man an seinem Studiengang schon erahnen kann, interessiert er sich vor allem für politische und historische Vorgänge - daneben aber auch für Literatur und Kunst, speziell für analoge Fotografie. Seine Texte drehen sich, wie seine künstlerische Aktivität, aber auch um

alltägliche Erlebnisse und ihre unscheinbare Besonderheit.

weitere Beiträge von Max:

Bye,Bye Kummer


Social Media: @mvx_r 

Share by: