DigitalisierungBildung

Die Blase muss platzen. Über Bildung und Digitalisierung

Laura | 21.01.2021


Corona macht es uns allen nicht leicht. Home Office, Home Schooling und online Unibesuche. Um so mehr stellt sich die Frage, wie wir mit unserer Bildung in diesen digitalen Zeiten umgehen. 


Der folgende Text entstand im Rahmen der Tagung des FMK-Studiengangs der LMU, in Kooperation mit der MVHS. Infos dazu findet ihr hier.

Digitalisierung bedeutet auf der einen Seite, dass Informationen von analoger zu digitaler Speicherung übertragen werden und auf der anderen Seite beschreibt es die (gesellschaftlichen) Veränderungen, die mit der Entwicklung neuer Technologien einhergehen.

Doch was bedeutet eigentlich „Digitalisierung“? Ein allzu oft verwendeter und dennoch abstrakter Begriff, der alles und zugleich nichts umfasst. Prinzipiell gibt es zwei simple Definitionen dafür: auf der einen Seite werden Informationen von analoger zu digitaler Speicherung übertragen und auf der anderen Seite beschreibt es die (gesellschaftlichen) Veränderungen, die mit der Entwicklung neuer Technologien einhergehen. So weit, so gut.
Doch leider sehen wir Digitalisierung häufig als externen Prozess, der unvermeidbar ist, sodass wir nur darauf reagieren, anstatt aktiv darauf einzugehen. Und gerade da dieser Fortschritt mittlerweile unser gesamtes Leben durchstreift und Veränderungen auf allen Ebenen mit sich bringt, müssen wir lernen den Überblick zu behalten und Prioritäten zu setzen. Gerade der Diskurs um Bildung in der digital vernetzten Welt geht manchmal unter oder wird von den verkehrten Seiten her beleuchtet. Dabei sind gerade Wir, die Kids, Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die sich noch mitten im Bildungsprozess befinden, der Schlüssel zum Erfolg. Bildung ist ein Menschenrecht und eröffnet neue Zugänge und Chance, weshalb es unbedingt erforderlich ist, auch in der digitalen Welt eine Basis zu schaffen, die uns und allen nach uns erlaubt, einen reflektierten Umgang als Selbstverständlichkeit zu sehen.


Was versteht man eigentlich unter Bildung? 


Nach einem ideen- und sozialwissenschaftlichen Ansatz von Manuel Röhle bedeutet Bildung bedeutet, dass mensch einerseits einen reflektierten Umgang mit sich und seinem Umfeld erlernt und andererseits aber es auch, dass das Individuum verfügbar gemacht wird für gesellschaftliche Zwecke. Klingt irgendwie fies und sehr nach Fokussierung auf den Arbeitsmarkt. Doch es umfasst, dass mensch nach konkret nutzbaren Inhalten sucht und sich (Kern-) Kompetenzen aneignet, die auch im Umgang mit dem Umfeld und sich selbst weiterhelfen. Nur ergeben sich im Kontext der Digitalisierung zwei grundsätzliche Fragen daraus: Wie kann ein reflektiertes Selbst- und Wertverhältnis aufrechterhalten werden, wenn wir uns doch einer Informationsflut ausgesetzt sehen und uns in einer Filterblase bzw. Echokammer befinden, die permanent unsere Einstellungen wiedergeben? Und wie beinhaltet der allgemeine Bildungsauftrag den Umgang mit Medien und der technologischen Entwicklung?




Die Frage ist per se nur schwierig zu beantworten, aber um sie vielleicht beantworten zu können, sollte klar sein, was der Diskurs um Bildung und Digitalisierung umfasst. Angetrieben wird die Debatte in erster Linie von der Frage, wie sich die Aspekte von Digitalisierung, Medienverhalten und Bildung überhaupt vereinbaren lassen. Prinzipiell wird von der Annahme ausgegangen, dass das digitale Medium (Handy, Tablet & Co.) selbst für die Wirkung auf den Lernenden verantwortlich ist. Doch das Problem dabei ist häufig, dass die Nutzenden nur medienaffin sind, also Medien super geil finden, aber nicht medienkompetent, sprich: keine Ahnung davon haben, was sie genau tun. Durch das interaktive Angebot ist auch das passive Konsumieren nicht mehr länger interessant, weshalb Lehrende und Lernende nun aktiv in das mediale Geschehen eingreifen und eingreifen wollen.

Medienkompetenz – Der Schlüssel zur digitalen Welt


Für all diesen Wahnsinn und den digitalen Dschungel der Undurchdringbarkeit gibt es eine Lösung, welche ganz simpel lautet: Medienkompetenz. Ja, der Begriff ist ausgelutscht und mindestens genauso schwer greifbar wie der Term Digitalisierung. Doch wie so vieles muss dieser mit einer neuen Sichtweise betrachtet werden. Unsere Generation und jede nachfolgende muss nicht vor den „Gefahren des Internets“ beschützt werden, sondern viel mehr muss jede:r Einzelne einen reflektierten und bewussten Umgang mit Medien und Medieninhalten erlernen. Da es Phänomene wie „Happy Slapping“, „Cyber Bullying“ und „Hate Speech“ gibt oder die Diskussion über Internet-, Computerspiel- oder Smartphoneabhängigkeit, ensteht der Eindruck, dass Medien primär ein Risikofaktor für Heranwachsende seien. Tatsächlich besteht das Risiko für Menschen jeder Altersgruppe in die Falle von Fake News und Co. zu tappen, dann gefangen auf der Dunklen Seite des Internets. Medienkompetenz wurde und wird als ein Teilbereich allgemeiner kommunikativer Kompetenz betrachtet, die es dem Individuum ermöglicht, sich in der mediatisierten Welt zu orientieren bzw. sich die Welt auch unter zu Hilfenahme der Medien aktiv anzueignen. 

Die öffentliche Diskussion sollte weniger eine Niedergangsrhetorik in Bezug auf Heranwachsenden verwenden, als vielmehr den Fokus darauflegen, jedem:r den Zugang zur Erziehung für kompetente und reflexive Mediennutzung zu ermöglichen, um den Folgen der eigenen Filterblase und möglichen Echo Chamber zu entkommen. Des Weiteren sollte auch ein Augenmerk darauf gelegt werden, dass die Erziehung durch Medien ebenfalls Platz im digitalen Umgang findet. Dazu zählt der Einfluss der Medien auf den Menschen und auch wie Medien für den Erziehungs- und Bildungsauftrag instrumentalisiert werden können. Die Normalisierung und Integrierung von digitalen Angeboten in den Alltag ist deshalb von Nöten, da wir diese Entwicklung nicht vermeiden können, sondern uns vielmehr daran gelegen sein sollten, diesen großen Part selbst mitzugestalten.

Mensch, vernetzt!
Eine Tagung der Film- und Medienkultur-Forschung, in Kooperation mit der MVHS

Optimismus in Zeiten von Corona – ist das möglich? Der Studiengang Film- und Medienkulturforschung der LMU setzt sich mit der Vielfältigkeit der neuen digitalen Welt auseinander. Von Künstlicher Intelligenz, Barrierefreiheit, politischem Aktivismus bis hin zur Allgegenwärtigkeit von Social Media wagen wir einen ebenso kritischen wie gelassenen Blick auf unsere Zukunft. Denn nicht nur für uns als Medienforschende ist klar: Die Digitalisierung ist nicht einfach mit ihren Risiken und Gefahren oder auch Möglichkeiten und Chancen über uns hereingebrochen. Wir sind vielmehr Teil dieser Entwicklung, wir können und müssen sie mitgestalten.

Der dritte Jahrgang der FMK lädt herzlich ein zu seiner Tagung “Mensch, vernetzt!”. In fünf Panels setzen sich die Studierenden des Masters kritisch - aber durchaus optimistisch! - mit dem Thema “Digitalisierung” auseinander.
Die Tagung findet am 25. und 26.01. online statt. Weitere Infos sowie die Möglichkeit zur Anmeldung findet ihr über die MVHS via
https://www.mvhs.de/programm/digitalisierung-kontrovers.19642/L244350.

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